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Warum bauen wir ein Holzhaus?

Ein Haus? Aus Holz!

Kamppi-Kapelle in Helsinki

Nicht zuletzt auf unserer Reise durch Südamerika ist uns aufgefallen, dass die meisten Häuser hier aus Holz gebaut werden. Auch in Skandinavien und in den USA ist Holz der überwiegend genutzte Baustoff für Häuser. In Skandinavien sieht man auch sehr viele Objektbauten aus Holz, wie z. B. die Kamppi-Kapelle in Helsinki, die oben abgebildet ist.

Stein auf Stein in Deutschland

Wir haben immer wieder den Satz gehört: In Deutschland baut man klassisch “Stein auf Stein”. Dies wird oft nicht hinterfragt. Die weit verbreiteten YTONG-“Steine” bspw. enthalten soviel echten Stein, wie der Seelachs Lachs. Sie bestehen aus Porenbeton (auch Gasbeton) und eben nicht aus keramischem Material. Damit sind wir bei YTONG weit entfernt von “klassischen” Bauweisen, über die Mark Twain folgendes gesagt hat:

Es heißt, Deutschland mit seinen feuchten Steinhäusern sei die Heimat des Rheumatismus. Wenn das so ist, muß die Vorsehung das vorausgesehen und deswegen das Land mit diesen Heilbädern ausgestattet haben. Wohl kein anderes Land ist mit Heilquellen so reich versehen wie Deutschland. – Mark Twain in “Bummel durch Europa” Kapitel 21

Haus in der Schweiz

Ganz abgesehen davon, stimmt es nicht, dass Steinhäuser der Standard sind in Deutschland. Im südlichen Deutschland bis in die Schweiz und Österreich ist die Holzbauweise sogar ehr die klassische Bauweise: wir kennen alle die schönen Bauernhäuser, oder? Heute gibt es ganz tolle moderne Interpretationen davon, wie das Haus Liesl von Regnauer.

Lassen wir uns also nicht davon leiten, was der eine oder die andere darüber meint, wie man in Deutschland bauen sollte und schauen, warum wir uns für ein Holzhaus entscheiden haben.

Überragendes Wohnklima

Der für uns stärkste und Hauptbeweggrund war, dass Holzhäuser ein viel, viel, viel besseres Wohnklima haben. Das haben wir nicht aus Studien, zu denen es sicherlich auch Gegenstudien gibt, sondern aus persönlicher Erfahrung: meine Tante wohnt in einem Holzhaus. In Häuserparks kann man durch Holzhäuser gehen und merkt einen Unterschied, ob man im Betonkeller ist oder im holzummantelten Wohnraum.

Vor allem in den Häuserparks sind uns hier aber Unterschiede aufgefallen. Man spürt häufig, wenn Holzhäuser nicht diffusionsoffen gebaut sind, z. B. weil Styropor zur Dämmung genutzt wurde.

Diffusionsoffen heißt, dass die Wände wasserdampfdurchlässig sind. Ist das der Fall, benötigt man bspw. keine (de-)zentrale Belüftungsanlage. Diese kann man für den Komfort verbauen, aber sie ist nicht notwendig, um das Haus vor Schimmel zu schützen, da überflüssige Feuchtigkeit durch die Wände nach außen diffundieren kann.

CO₂ binden oder freisetzen?

Für diesen Beitrag habe ich im Internet gesucht, um belastbare Aussagen zur ökologischen Bilanz von Holzhäusern zur Massivbauwiese zu finden. Die ersten Seiten waren entgegen meiner Erwartung voller Seiten, laut denen Massivbauweise ökologischer sei, als die Holzbauweise. Weil wir so oft mit den Aussagen konfrontiert wurden, dass man in Deutschland so und so baue, habe ich die Suche auf Englisch formuliert und siehe da: der Ton und die Ergebnisse waren vollkommen andere:

  • BBC sagt der Holzbau könne eine Lösung sein die Klimaerwärmung zu stoppen
  • Ein Papier der Europäschen Kommission kommt zum Ergebnis: Die meisten Energie- und CO₂-Einsparungen im Niedrigenergiehaus wurden durch die Verwendung von Holz als Alternative zu Zement, Ziegeln und Stahl erzielt

Ein Blick hinter die “Kulissen” der deutschen Ergebnisse:

  • hausjounral.net zitiert eine Studie der TU Darmstadt ohne Angabe von Autor oder Titel, diese komme zum überraschenden Ergebnis Massivbaustoffe seien umweltfreundlicher als erwartet
  • Diese Studie wird über die ersten Seiten von Google immer wieder als Quelle angegeben ohne Titel, ohne Autor. Mein Interesse ist geweckt und ich finde die Studie schließlich: über 10 Jahre alt von Carl-Alexander Graubner am Lehrstuhl Massivbau und “gefördert durch Massiv mein Haus e.V. Fragen?

Soweit die Internetrecherche. Die Ökobilanz wird in der einen Studie auf die eine und in der anderen Studie auf die andere Art schön gerechnet. Für uns zählt am Ende, dass Bäume CO₂ binden und Beton zur Herstellung welches freisetzt. Darüber hinaus kommen Bäume aus der Nähe (fragt da einfach beim Haushersteller nach) und andere Baustoffe haben längere Lieferketten: Zement wird hier hergestellt und der Gasbeton dort und muss dann zur Baustelle.

Fazit

Fachwerkhaus in Esslingen

Holzhäuser sind in Deutschland gar nicht so unüblich, wie gemeinhin behauptet. Auch sind diese nicht per Definition weniger langlebig als gemauerte Häuser, wie dieses Fachwerkhaus in Esslingen zeigt.

Darüber hinaus ist ein Haus aus Holz in unseren Augen ökologischer, hat in jedem Fall ein besseres Wohnklima und ermöglicht diffusionsoffene Wände, durch die wir obendrein noch auf zusätzliche technische Anlagen (Belüftungssystem) verzichten können. Natürlich werden wir im und um das Haus auch Beton nutzen (Bodenplatte, Estrich und Garage), aber verzichten da wo es geht (das Haus selbst).

Übrigens, um noch einmal auf unsere Südamerikareise zu sprechen zu kommen. Unser Guide in Medellin sagte uns, dass in der Comuna 13 und generell in der Stadt viele private Häuser anders als in Kolumbien üblich aus Stein gebaut wurden; und zwar aus Angst vor Schüssen in der Nachbarschaft zu Zeiten von Pablo Escobar. Eine Eventualität, für die wir nicht vorsorgen (möchten).


Martin 17.02.2021 hausbau

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